Liebe Mitmenschen!
Zu dem uns Menschen Möglichen, kann ich in meinen Büchern immer wieder feststellen:
Uns Menschen ist vieles möglich, wir besitzen Hände zum Arbeiten und zum Streicheln, in unseren Hirnen können wir uns unserer Gefühle gewahr werden, wir können Erkanntes durchdenken und verstehen, unsere Gedanken austauschen und gemeinsam etwas unternehmen. Wir können verändernd wirken.
Wir Menschen müssen um unserer Selbsterhaltung Willen vernehmen, verbrauchen und verändern, wir können bezweifeln und begreifen, begehren und benutzen, beenden und bewahren.
Ein Mensch kann und muss essen, trinken und atmen, er wächst und entwickelt sich zeitlebens. Auf Grundlage des genetischen Codes und des modifizierenden Einflusses seiner Umwelt wird er zum denkenden und schöpferischen Wesen hin informiert, er kann auf Umweltreize reagieren und sein Leben durch Zeugung und Erziehung von Nachkommen verewigen.
Im gesellschaftlichen mit- und gegeneinander streben wir nach Anerkennung, spielen um unser Glück und sind neugierig auf das Erleben des nächsten Tages.
Gleichgültig mit welchen konkret individuellen Merkmalen Menschen ausgestattet sind, sie können in jedem Fall mittels
Sinnesorganen Kontakt zur Umwelt aufnehmen, alle haben sie die ererbten Fähigkeiten, sich im aufrechten Gang fortbewegen, mit ihren Mitmenschen ins Gespräch kommen und im Zusammenwirken von Händen und Hirnen, schöpferisch schaffend für sich sorgen zu können.
Wir Menschen, sowohl im einzelnen als auch in Gesellschaft, können mit unseren Vorurteilen bewusst umgehen und uns von ihnen befreien. Wir müssen auf dem Weg durchs Leben lernen und versuchen zu erkennen, wo die akzeptablen Grenzen des Tolerierens anders denkender, fühlender und handelnder Menschen liegen und dass es innerhalb dieser Toleranz in jedem Fall eine gemeinsame Basis gibt, menschenwürdig miteinander umzugehen.
Jeder Mensch kann und muss sich bilden, sich das ihm gemäße, das von ihm nutzbringend zu bearbeitende zu Eigen machen und nach Vervollkommnung streben. Die Menschheit kann und muss sich, um überleben zu können, als unbedingt notwendigen Teil eines sich entwickelnden Weltganzen begreifen.
Die unser Mensch-Sein ausmachenden Wesenszüge ermöglichen es uns, all das, was für unser Dasein notwendig ist und alles Mögliche, das uns unsere Wirklichkeit zur Gestaltung eines erfüllten Lebens bietet, zu erkunden und im zwischenmenschlichen Dialog zu sinnvollem Zusammenwirken zu gelangen.
Dazu möchte ich uns alle mit meinen „Briefen zur Beförderung des Mensch-Seins“ und meinen Büchern aufrufen.
Frank Nöthlich
Fünfter
Brief zur Beförderung des Mensch-Seins
Mühlhausen, den 02.12.2011
Besondere Ereignisse,
die sich aus dem historischen Geschehen
herausheben sind gewiss von enormer Bedeutung für den Werdegang der Menschheit,
aber ohne die sowohl mühevolle als auch Freude bringende alltägliche
Lebenstätigkeit jedes Einzelnen unmöglich. Dabei ist immer davon auszugehen,
dass jeder Mensch an sich das Leben bejaht, dass jeder glücklich sein und vor
allem sein Leben selbst gestalten will.
Das motiviert uns Menschen all das zu
unternehmen, das wir für unsere Zufriedenheit brauchen. Sind wir aber dabei
auch immer Gestalter und Übergeber von Nützlichem, Vollkommenerem und vor allem
in seiner Schönheit Bewahrtem des wirklich Wahren unserer Gegenwart?
Es ist heute, zu Beginn des einundzwanzigsten
Jahrhunderts christlicher Rechnung an der Zeit, überall in der Welt menschenwürdige
Verhältnisse gestalten zu können, die allen und jedem die Möglichkeit geben, am Vervollkommnen,
Verschönern und Bewahren mitzuwirken.
Die wissenschaftlich–technische Revolution,
gekennzeichnet durch rasche Entwicklung von Hochtechnologien und deren
massenhaften Einsatz mit der Folge eines tiefgreifenden Wandels in den
Wirtschaftsstrukturen, konstituiert in unserer Gegenwart eine Umbruchsituation,
die uns mit Sicherheit weitere Sternstunden bescheren wird.
In den Kernprozessen der Wirtschaft bildet
sich ein neuer Produktivkrafttypus heraus, gekennzeichnet vor allem durch die
komplexe industrielle Nutzung von Naturgesetzen in Gestalt der Mikroelektronik,
der Informatik, der Biotechnologien, durch den Einsatz der Lasertechnik und
neuer Werkstoffe und vielem mehr. Schrittweise findet eine zeitliche und
räumliche Entkopplung von Mensch und Maschine statt. Der Mensch löst sich aus
der Einbindung in den Rhythmus der Maschinerie heraus. Sehr häufig sind es
besondere Ereignisse, in denen es zu grandiosen Entdeckungen kommt oder diese
technologisch für die Steigerung der Produktivität nutzbar gemacht werden,
immer müssen dann die sich eröffnenden Möglichkeiten durch die alltäglich zu
leistende Arbeit tausender Menschen verwirklicht werden.
Solche wesentlichen Veränderungen im
Produktionsprozess und die Steigerung der Produktivität des gesamten, globalen
Wirtschaftsgeschehens eröffnen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für die
Persönlichkeitsentfaltung, für die Überwindung von Unterentwicklung, für wahrhaftig
humanistischem Verhalten entsprechende, zwischenmenschliche Verhältnisse.
Aber es hängt vom Charakter der Gesellschafts-
und dabei im Besonderen der Produktionsverhältnisse ab, ob diese Chance genutzt
wird oder in ihr Gegenteil umschlägt. Gerade an der Schwelle zu dieser
glücklichen Wende werden die neuen Produktivkräfte vielfach zu
Destruktivkräften pervertiert. Wie auch in der Frage Krieg oder Frieden ist der
Umbruch offen für positiven oder negativen Wandel.
Denn niemals zuvor war die Marx’sche Einschätzung
so zutreffend für die ganze Wirklichkeit wie heute: „In unseren Tagen scheint jedes Ding mit
seinem Gegenteil schwanger zu gehen … Die neuen Quellen des Reichtums
verwandeln sich durch einen seltsamen Zauberbann in Quellen der Not.“
Sie eskalieren zu erdumspannenden
Tötungsmaschinen, gebannt in den Profitmechanismus werden sie als
Rationalisierungstechnologien par excellence genutzt, führen zu chronischer
Massenarbeitslosigkeit, zu deren Druck auf die Beschäftigten, zur Ausgrenzung
ganzer Teile der Bevölkerung aus der Arbeitssphäre auf Lebenszeit, zum Verlust
der Möglichkeiten der Selbstverwirklichung in der Arbeit für Dutzende
Millionen, zu perfektionierten Kontrollapparaten und zur gegenseitigen
Manipulierung mittels neuer elektronischer Medien.
Besonders eine Frage steht vor allen Völkern,
Staaten und Wirtschaftskonglomeraten, nämlich: Wie können die
gesellschaftlichen Verhältnisse so gestaltet werden, dass der Progress der
Produktivkräfte sozialen Fortschritt für die Menschen statt lastende Bedrohungen
bringt.
In den letzten Jahren des zwanzigsten
Jahrhunderts vollzogen sich in der Weltgesellschaft sprungartig gewaltige
Umstrukturierungen. Man kann diese durchaus meist als sogenannte „Sternstunden“
der Menschheit bezeichnen, muss aber unbedingt auch bedenken, dass sich „die
neuen Quellen des Reichtums durch einen seltsamen Zauberbann in Quellen der
Not“ verwandeln können.
In den Staaten des sogenannten „real
existierenden Sozialismus“ gruppiert um die Sowjetunion gingen die Menschen auf
die Straßen und erzwangen radikale Veränderungen hin zu Staatsformen der
bürgerlichen Demokratie und marktwirtschaftlichen Produktionsverhältnissen, in
der Volksrepublik China setzte sich die Gesellschaftsstrategie „ein Staat –
zwei Systeme“ durch und es gab und gibt dort einen welthistorisch einzigartigen
wirtschaftlichen Aufschwung, in Südafrika wurde die Politik der Apartheid
überwunden, in islamisch geprägten Regionen der Erde begann der religiös
fanatische Fundamentalismus übergroßen Einfluss auszuüben.
Im bewussten Bearbeiten natürlicher
Gegebenheiten haben wir Menschen immer geeignetere Energie- und Rohstoffquellen
erschlossen, um damit Gebrauchswerte herzustellen und Leistungen füreinander zu
erbringen. So können alle Bedürfnisse, die sich sowohl aus den biotischen, als
auch den psychosozialen Wesensmerkmalen der Menschen ergeben, immer besser
befriedigt und humanistische Gesellschaftsverhältnisse den jeweiligen Umständen
entsprechend gestaltet werden.
Wissenschaft hat seit je her mehrere
Funktionen erfüllt. Sie wird zur Produktivkraft, wenn sie die Effektivität
menschlicher Tätigkeit, sei sie materiell – gegenständlich oder geistig,
erhöht. Als Fundus von wahren Aussagen, Theorien, Hypothesen oder Modellen, die
die Welt in ihren Teilen oder in ihrem Ganzen interpretieren, von
Handlungsweisungen oder Aufforderungen, die auf die Veränderung des Bestehenden
zielen, sowie von Normungen und Wertungen, die Existierendes oder zu
Erreichendes in Beziehungen zum Menschen setzen, zeigt sich Wissenschaft in ihrer
kulturellen Dimension, als Ausdruck der Herausbildung der produktiven Kräfte
des Menschen, als Resultat seiner schöpferischen Fähigkeiten.
Wissenschaftsfortschritt als Kulturfortschritt
bedeutet Erweiterung des Erklärungs-, Vorhersage- und Gestaltungspotentials der
Wissenschaft, das durch Bildung weiter gegeben werden kann und muss. Zur
Humankraft wird Wissenschaft dann, wenn sie die Grundlagen für die Schaffung,
Gestaltung und Erhaltung solcher Daseinsbedingungen liefert, die der
Fortexistenz und Weiterentwicklung der Menschheit und des Menschen dienen.
Humane Daseinsbedingungen sind in zunehmendem
Maße nur durch das aktive Wirken, durch die organisierte und koordinierte
Teilhabe vieler, wenn nicht aller Menschen zu realisieren. In und mit diesem
demokratischen Prozess der gemeinsamen Gegenwartsbewältigung und
Zukunftsgestaltung wachsen nicht nur die Anforderungen an die Berücksichtigung
unterschiedlicher individueller,
Gruppen-, nationaler und globaler Interessen, sondern auch die Kompetenz
der Beteiligten.
Wissenschaftsentwicklung begründet und fordert
den weiteren Ausbau der Demokratie, um die schöpferischen Potenzen aller
nutzen, Engagement fördern, Gefahren erkennen, Risiken minimieren sowie
Entscheidungen durch das Zusammenführen der Kompetenz der Betroffenen, der
Entscheider und der Macher fundieren, um Subjektivismus und
Meinungsmonopolisierung zurückdrängen zu können.
Wissenschaft kann neue Möglichkeiten
erschließen, um Gefahren abzuwenden, alternative Lösungen zu finden und
sozialen Fortschritt zu befördern. Das erfordert aber – den vielfältigen
Erwartungen und Erfahrungen, aber auch den Hoffnungen und Ängsten aller
Betroffenen Rechnung tragend, Humanität und Akzeptanz der Wissenschafts- und
der darauf basierenden Technikentwicklung zu garantieren.
Überaus viele Inhalte im Sinne gesellschafts-
und naturwirklicher Notwendigkeiten gilt es von Natur-, Technik- und
Gesellschaftswissenschaftlern zu durchdenken, zu diskutieren und zu bearbeiten,
um das produktive Potential der Wissenschaft zu erschließen.
Wirklich sein kann ein Mensch nur, wenn er die
Vielzahl der von ihm lebensnotwendigerweise zu erbringenden Leistungen unter
Verwendung seines Bewusstseins in menschlicher Gemeinschaft erarbeitet,
austauscht, verteilt und nutzt.
In Ökosystemen geschieht Gleichwertiges durch
Interaktionen zwischen Erzeugern, Verbrauchern und Rückgewinnern, wobei jedes
zum Standort, zum Biotop, zur Biozönose oder zum Lebensraum, also der
jeweiligen mehr oder weniger konkret definierten Sphäre gehörende Lebewesen in Aspekten
seines individuellen Stoff-, Energie- und Informationswechsels sowohl den
Produzenten, als auch den Konsumenten und den Reduzenten zugeordnet werden
kann.
In solchen Systemen werden Stoffe, Energie und
Informationen produziert, verteilt, ausgetauscht und verbraucht, wodurch die
momentane Existenz und die künftige Entwicklung sowohl der einzelnen als auch
aller Beteiligten in ihrer Gesamtheit ermöglicht wird. Toleranzbereiche
möglichen Existierens des Systems und des in ihm wirkenden Möglichkeitsgefüges
werden durch die natürlichen Gegebenheiten insgesamt bestimmt. Ökosysteme
passen sich spontan an die sie bestimmenden äußeren Bedingungen im Rahmen der
sie bewirkenden und durch sie selbst mitverursachten Auf- und Abbauprozesse an
und bewegen sich erhebend, verkomplizierend und ihre Existenz bewahrend,
solange es eben die vorhandenen äußeren und inneren Bedingungen zulassen.
Erst das zu Bewusstsein befähigte und zu
Kreativität begabte Wesen Mensch kann die Spontaneität natürlicher
Entwicklungslinien in der Kultur seines Willens aufheben und so das gemäß der
Naturgesetze vorgegebene etwaige Beenden konkreter Raum-Zeit-Kontinuen in
vervollkommnendes Bewahren wandeln.
Wenn wir Menschen es wollen, braucht die
menschliche Komödie nicht tragisch zu enden!
Frank Nöthlich
Sechster
Brief zur Beförderung des Mensch-Seins
Mühlhausen, den 02.12.2011
Die
Geschichte der Menschheit
ist wesentlich vom Willen zum Wissen, zur
Macht und zur Arbeit geprägt. Immer geht es im Zusammenleben der Menschen um
die Verhältnismäßigkeit von Recht, Pflicht und Verdienst und um die das
menschliche Handeln seit eh und je bestimmende Leidenschaftlichkeit. Immer
haben wir es mit den großen Äußerungsformen der menschlichen Natur zu tun, mit
dem Ausdruck des Verhältnisses von Identität und Differenz, das wir
untereinander eingehen.
Heutzutage finden auch ehemals unterdrückte
Leidenschaften relativ freien Ausdruck. Jeder strebt offen nach Macht und
drückt damit seinen Stolz und seine Eitelkeit aus, während das „Immer-mehr“
seine Differenzen zu den anderen, die dasselbe tun, unterstreicht. Ebenso
verhält es sich mit dem Geld. Jeder will welches, will nach Möglichkeit immer mehr
davon, als könnte er dadurch seinen eigenen Wert vorweisen. Was die Erkenntnis
und ihre Früchte betrifft, so ist diese letztlich eine Metamorphose des
Begehrens, seine Verwandlung in reines Wissen. Die Leidenschaftlichkeit der
Menschen kann sowohl in bewahren oder beenden, in begreifen oder erraten, in
befriedigen oder bemängeln münden.
„Freude trinken alle Wesen an den Brüsten der
Natur, alle Guten, alle Bösen folgen ihrer Rosenspur. Küsse gab sie uns und
Reben, einen Freund, geprüft im Tod, Wollust ward dem Wurm gegeben, und der
Cherub steht vor Gott.“
Mit diesen Versen seiner „Ode an die Freude“
sagt uns Friedrich Schiller, woran Menschen Freude haben können und auch in
einer Strophe vorher, beschreibt er, was uns Menschen Freude bereiten kann:
„Wem der große Wurf gelungen eines Freundes
Freund zu sein, wer ein holdes Weib errungen, mische seinen Jubel ein! Ja – wer
auch nur eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer’s nie gekonnt, der
stehle weinend sich aus diesem Bund!“
Ihre biotisch-körperliche Wohnung ermöglicht
der Menschenseele das Fühlen und Erkennen, um somit den Menschen zu
ermöglichen, die Wirklichkeit bearbeiten und sich auf die Suche nach Wahrheit
begeben zu können. Neugieriges Suchen und die Befriedigung allen menschlichen
Verlangens sind nur durch Arbeiten möglich.
Selbstbewusstsein ist erkannte Seligkeit,
vernünftiges Wollen, der Wille sich freudig zu plagen, ergibt sich daraus:
„Freude heißt die starke Feder in der ewigen Natur. Freude, Freude treibt die
Räder in der großen Weltenuhr“, ob Friedrich Schiller böse wäre, würde man sein
von Ludwig van Beethoven so einzigartig vertontes Gedicht als ”Ode an die Schöpfungswonnen”
bezeichnen?
Schöpfung ist begreifen, befriedigen und
bewahren in einem, ist die Substanz der Freude. Nur das menschliche Bewusstsein
kennt das Substantiv Freude, es erfasst die Erkenntnis selig machender
Sachverhalte und die wonnigen Empfindungen darum.
Große Kunst bedeutet nicht nur, brillante
Techniken, gelungene Kompositionen oder bahnbrechende Theorien zu entwickeln.
Was große Kunst ausmacht, ist etwas, das die Seele bewegt und die Phantasie des
Betrachters anregt, sie stellt Verbindungen zwischen dem Universum in und dem
um uns Menschen her.
Sowohl die religiös gläubigen als auch die
nach überprüfbarem Wissen strebenden, wie überhaupt alle schöpferisch wirkenden
Menschen, arbeiten am Bau des Mensch-Seins, jeder sucht auf seine Weise.
Die urwüchsigste Form der Kommunikation
zwischen Immanenz und Transzendenz geschieht im religiösen Bewusstsein der
Menschen.
Von
uralten Naturreligionen des langsam erwachenden menschlichen Selbstbewusstseins
über das zum modernen, subtile Bereiche der Selbsterkenntnis erfassenden,
religiösen Denkens und Fühlens bis hin zum Begreifen der Natürlichkeit des
offenbaren Seins zeigt sich für das Mensch-Sein die Notwendigkeit, ausgehend
vom Glauben an das zunächst Unerklärliche zum Erkennen des wirklich Wahren zu
gelangen, also von unmittelbar sinnlich wahrnehmbaren Gegebenheiten und
Vorgängen immanenter Wirklichkeit in die Sphären omnipotent wahrhaftiger
Möglichkeiten des bis dahin Unvorstellbaren, Transzendenten vorzudringen.
Kult und Kunst lassen uns unsere immanent
materielle Wirklichkeit erfahren und unsere transzendente Herkunft erahnen.
Mittels Erfahrung und Wissenserwerb, Erlernen und Befähigen ist es uns Menschen
möglich, Erkanntes und Erahntes zu überprüfen, es zu beeinflussen und es zu
verwenden.
Es sind
die Fragen des Alltags, die uns Menschen auf der Suche nach Antworten und
Lösungswegen zum Handeln motivieren, die uns zu konkreten Taten schreiten
lassen. Im täglichen Bemühen wollen wir Hoffnungen entsprechen und Ängste
überwinden.
Wir Menschen wollen in freudevollem
Miteinander, erträglichem Gegeneinander und wohlwollendem Füreinander leben und
können so nur überleben.
Jeder Mensch kann in seinem Hirn Informationen
speichern, Erkenntnisse denkend und empfindend verarbeiten und
Schlussfolgerungen für sein Handeln ziehen, das er eigenwillig und
eigenverantwortlich auszuführen vermag. Wir Menschen haben eine Seele und wir
haben Geist.
In alles umfassender Wahrheit ruht die
Information darüber, wie eine Wirklichkeit, also auch die menschliche,
entstehen kann. Jeder Mensch muss sich als ein zum Weltganzen gehörendes,
einmaliges Selbst erkennen, um sich für den Weg durchs Leben seine eigenen
Entwürfe machen und diese am dafür geeigneten Platz in Gesellschaft mit
Gleichgesinnten bearbeiten zu können.
So gestalten wir alle die Geschichte der
Menschheit, denn sie ist die Hinterlassenschaft des Alltagsgeschehens.
Nur wir Menschen können Vervollkommnung und
Schönheit erstreben und das wahrnehmbare Sein bewahren. Eine Welt, in der das
Glück des Einzelnen die Voraussetzung für das Glücklich sein aller ist, müssen
wir Menschen aber zuerst in uns selbst finden, um uns dementsprechend in der
uns wahrhaftig gegebenen und ermöglichenden Wirklichkeit einen würdigen
Wohnsitz errichten zu können.
Sicherlich kann der einzelne Einsichtige keine
spektakulären, alles revolutionierende Veränderungen herbeiführen, aber Kunst,
Kult und Wissenschaft lehren uns Menschen, dass wir vernunftbegabte Lebewesen
und durchaus in der Lage sind, unser Leben mittels Verstand und auf der
Grundlage unserer Lebenserfahrungen entsprechend solcher Werte wie
Gemeinschaftssinn, Verantwortung für die Umwelt, Achtung vor dem Leben oder
streben nach nützlich verwertbaren Erkenntnissen zu gestalten.
Frank Nöthlich
Siebter
Brief zur Beförderung des Mensch-Seins
Mühlhausen, den 03.12.2011
Uns Menschen ist die Pflicht
auferlegt kreativ zu sein,
denn unsere Bestimmung, die uns unser Lebenswille auferlegt, ist es, die sich
zufallsnotwendig ereignende, natürliche Wirklichkeit in unserer bewusst und
vernünftig gestalteten, Vervollkommnung und Schönheit erstrebenden, kulturellen
Wirklichkeit aufzuheben und so das Sein in seiner Ganzheit zu bewahren.
Eben darum müssen jedem Menschen all die
Rechte zugestanden werden, durch deren Inanspruchnahme wir unsere wesenseigenen
Bedürfnisse befriedigen, uns immer besser zu kreativem Wirken befähigen und so
unsere Pflichten erfüllen können. Kultur, Kunst, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft,
Landwirtschaft, Politik – unser alltägliches Zusammenwirken also – sind
Bewegungs- und Betätigungsfelder menschlicher Kreativität.
Unser Leben ist ein immer
währendes untersuchen und beeinflussen der Wirklichkeit sowie suchen nach und
begreifen von Wahrheiten. Solange wir leben, versuchen wir, unser Dasein zu
verlängern und die uns gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen.
So entwickelt sich ein Jeder zur
Persönlichkeit und nimmt seine menschliche Gestalt an. Für sich allein aber
kann das kein Einzelner bewältigen, wir alle brauchen Hilfe, Anleitung,
Freundschaft und Liebe. Und wir brauchen Gerechtigkeit.
Auf der Suche nach Gerechtigkeit muss der
Blick immer in Richtung der Endlichkeit eines Menschenlebens gehen.
Gerechtigkeit für den Einzelnen, kann nur im Verhältnis zu seiner Einmaligkeit
gewertet werden. Wie es einem Menschen möglich ist, sein Handeln eigenwillig
bestimmen zu können, zeigt, ob ihm Gerechtigkeit widerfährt, was er
eigenverantwortlich tut, gibt Auskunft darüber, ob er sie übt.
Es ist nicht leicht, Recht und Unrecht im
Wechselspiel geschichtlicher Ereignisse zu erkennen und zu unterscheiden. Das
Suchen nach Gerechtigkeit ist jedoch immer wieder historisch belegt und hat das
Bewusstsein der Menschen maßgeblich beeinflusst. Besonders die Art und Weise
des Umgangs mit Eigentum und vermeintlichem Besitz schafft Differenzierungen
zwischen den Menschen, die wahrer Gerechtigkeit nicht entsprechen.
Sowohl diktatorische als
auch demokratische Prinzipien bei der Gestaltung des Zusammenlebens der
Menschen in einem Gemeinwesen bewirken
Positives oder Negatives. Da es in der Politik immer um die Durchsetzung
von Interessen oder deren Ausgleich geht, muss es in jedem Fall, um
wahrhaftiger Gerechtigkeit möglichst nahe zu kommen, darum gehen, ob durch die
endgültige Entscheidung ein von allen Beteiligten anerkannter und
allgemeingültiger Nutzen stimuliert werden kann.
Der Mensch ist ein biotisch, psychisch und
sozial determiniertes Wesen. Er konnte sich nur als an
Energie–Teilchen-dualistisch funktionierende Strukturen gebundenes, als
gesellschaftlich interagierendes, sowie als die objektive Realität bewusst
reflektierendes und diese willentlich beeinflussendes Wesen aus dem Reich der
sich spontan entwickelnden Natur herausprozessieren, um schließlich zum
bewussten Gestalter seiner Kulturen werden zu können.
Dieses Gebundensein an objektiv wirkende
Gesetzmäßigkeiten kann nicht willkürlich beeinflusst werden, aber mit unseren
Wesensmerkmalen ausgestattet, können wir Menschen die Evolution unserer
Wirklichkeit von Kulturstufe zu Kulturstufe bewusst moderieren und gelangen
dadurch zu immer höherem Selbstbewusstsein.
Die Triebkräfte und Handlungsmotive zu unseren
alltäglichen Aktivitäten ergeben sich aus den lebensnotwendigen
natürlich-ökologischen und gesellschaftlich-wirtschaftlichen Stoff-, Energie-
und Informationskreisläufen. Dabei müssen durch unser wirtschaftliches,
politisches und kulturelles Tätigsein die Widersprüche gelöst werden, die durch
die notwendige Integration der konkret Einzelnen in die gesellschaftliche und
natürliche Wirklichkeit einerseits und der, einer wahrhaftigen
Selbstverwirklichung entsprechenden Emanzipation eines jeden aus den uns
bestimmenden Gegebenheiten andererseits entstehen.
Das Eingebundensein der Menschen, also
objektiven Gesetzmäßigkeiten entsprechen zu müssen, setzt sich stets als
bestimmende Forderung, als kategorischer Imperativ, innerhalb eines
Gemeinwesens diktatorisch durch, die bewusste Freiwilligkeit der konkret
einzelnen und einmaligen Individuen basiert auf dem bezweifelnden Hinterfragen,
dem skeptischen Konjunktiv, sie muss innerhalb eines Gemeinwesens demokratisch
errungen werden.
Die Lösung der Probleme, die sich aus dem
kapitalistischen Wirtschaften im Destruktivstadium ergeben, kann nur durch
bewusstes Umgestalten der Produktionsverhältnisse, also durch politisches
Handeln erfolgen, in dem nach dem Begreifen der Notwendigkeiten gesucht, das
Befriedigen wahrhaftiger Bedürfnisse erstrebt und das Bewahren der Wirklichkeit
gewollt werden.
Den Stand der Entwicklung der
gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen die Menschen gegenwärtig
existieren, progressiv bewertend kann festgestellt werden: Wenn durch die
ständige Weiterentwicklung der Produktivkräfte erreicht wird, dass
Energiequellen entsprechend des Bedarfs aller erschlossen werden und wenn sehr
lange gebrauchsfähige, qualitativ hochwertige Materialien und zur kausalen
Problemlösung geeignete Wirkstoffe für jeden zur Verfügung gestellt werden
können, ist profitorientiertes Wirtschaften nicht mehr notwendig, braucht die
Gier nach geldwertem Profit nicht mehr die treibende Kraft der
gesellschaftlichen Bewegungen zu sein.
Es müssen Produktionsverhältnisse gestaltet
werden, die das Erstreben befriedigender und bewahrender Nützlichkeit als
treibendes Handlungsmotiv der Menschen ermöglichen. Das Produzieren, Verteilen,
Austauschen und Konsumieren muss sowohl befriedigend für jeden einzelnen sein,
als auch im Einklang mit dem notwendigerweise zu erhaltenden Stoff-, Energie-
und Informationswechsel der gesamten Wirklichkeit geschehen.
So, wie das zwischen dem geldwerten Aufladen
des Kapitals und dessen Entladung, also der Kapitalakkumulation stimulierte
Wirtschaften die Beschränkungen feudaler Besitzstrukturen überwinden, die
Position der darin erstarrten Naturalwirtschaft verlassen, also die feudalen
Produktionsverhältnisse beseitigen, negieren musste, um unter neuen
gesellschaftlichen Verhältnissen die Produktivkräfte in vorher nicht zu
erahnenden Ausmaßen zu dynamisieren und die Menschen auf eine weitaus höhere
Kulturstufe zu heben, muss heute diese zur kapitalistischen Position gewordene
Negation feudalistischen Wirtschaftens neuerlich negiert, also zu neuen
Gesellschaftsverhältnissen erhoben werden. Es gilt nun zur Lösung der
anstehenden, weltweit sehr verschieden erscheinenden aber auf den gleichen
Ursachen beruhenden sozialen und ökologischen Problemen zu schreiten und die
nächst höhere Entwicklung der Produktivkräfte in der dem Menschen und der Natur
notwendigen Weise zu ermöglichen.
Nur auf Gerechtigkeit gerichtete
Lebensverhältnisse können im Sinne der Menschlichkeit leistungsmotivierend
wirken.
Die Menschen beginnen zu
erkennen, dass nicht nach geldwertem Vorteil und Profit gegiert werden muss,
sondern es erstrebenswert ist, selbst- und verantwortungsbewusst das für Mensch
und Natur Nützliche zu erarbeiten. Dazu bedarf es klarer Vorstellungen, wie es
denn anders, besser gehen könnte und dem daher kommenden, politisch
formulierten und demokratisch umgesetzten Willen der Menschen zu Veränderungen
in diesem Sinn.
Um der Menschheit die weitere Gestaltung und
den Fortbestand ihrer Kulturen, also die bewusste, auf Nützlichkeit orientierte
und das Mensch–Sein bewahrende Einflussnahme auf ihre gesamte Wirklichkeit zu
ermöglichen, ist es unumgänglich, dass sich die mit immer mehr Restriktionen
auf die Bevölkerungen wirkenden und zu Überholendes konservierenden
Staatsapparate zu dienstleistenden Verwaltungsorganen entwickeln, die alle die
zwischenmenschlichen Beziehungen bedingenden Stoff-, Energie- und
Informationsflüsse besonders in den unmittelbaren, kommunalen Bereichen durch
ihre Tätigkeit stimulieren. Steuern und Abgaben müssen dort, wo sie erarbeitet
auch für das Nützliche investiert, für soziale Gerechtigkeit eingesetzt und für
kulturelle Bedürfnisse der Einzahlenden ausgegeben werden.
Kreditinstitute müssen künftig ihre Darlehen
zielgerichtet, mit moderaten und jeweils entsprechend stimulierenden Zins- und
Tilgungsraten an in erster Linie auf Nützlichkeit und mit dieser auf Gewinn
orientierte produktive Betriebswirtschaften und Dienstleistungsunternehmen, wie
kulturelle Einrichtungen, Bildungsstätten, Krankenhäuser, Pflegeheime oder
Forschungsinstitute, vergeben, um so mit
Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein tätige und dadurch legitimierte
Eigentümer von Produktionsmitteln zu unterstützen, deren Wirken überhaupt erst
zu ermöglichen.
Energiebereitstellung muss weltweit für alle
Menschen demokratisch stimuliert, gewährleistet, verantwortet und kontrolliert
werden, die dazu und die zur Gewinnung von Stoffen, Materialien und Wirkstoffen
notwendigen natürlichen Ressourcen müssen zu garantiertem Eigentum der
Menschheit als ganzes werden.
Die großtechnische
Verarbeitung von Rohstoffen zu hochwertigen Materialien oder Bauelementen muss
künftig in ebenfalls weltweit demokratisch zur Produktion stimulierten und
kontrollierten, vollautomatischen Betrieben an den geeignetsten Standorten
geschehen, damit sie von den Menschen für ihr konkretes zwischenmenschliches
Tätig- und Nützlichsein, die von Mensch zu Mensch, von Menschen für Menschen zu
leistende Arbeit verwendet werden können.
Grundlagen- und angewandte Forschung muss
künftig in gesamtgesellschaftlicher, demokratisch kontrollierter Verantwortung
geleistet und deren Ergebnisse ebenso verwertet werden. Das daraus
hervorgehende Wissen muss allen Menschen zugänglich sein.
Bildung und Erziehung muss in ihren
Zielstellungen darauf gerichtet sein, dass jeder Mensch seine Begabungen und
Talente erkennen und den auf deren Grundlage entstehenden Neigungen im
Lernprozess nachgehen kann und er dementsprechend zu seinem
eigenverantwortlichen Tätigsein befähigt wird.
Jedem Menschen muss es künftig
möglich sein, mittels des von ihm selbst erarbeiteten Gewinns im Prozess seines
konkret ihm möglichen Tätigseins und entsprechend seiner weltanschaulichen und
ästhetischen Bedürfnisse und Vorstellungen sein Leben zu genießen.
Damit wir Menschen künftig sowohl für unseren
Lebensgenuss, als auch das Bewahren unserer Wirklichkeit, unserer
Natürlichkeit, unserer Gesellschaftlichkeit, das Mensch–Sein überhaupt wirken
und dabei wahrhaftig aus dem Vollen schöpfen können, ist keine blutig
verlaufende Revolution, sind keine Grausamkeiten gegenüber und Ausgrenzungen
von Menschen erforderlich. Mit unserem Verstand können wir das jeweils
notwendigerweise Erforderliche begreifen und das dementsprechend Mögliche zur
Umgestaltung unserer Lebensverhältnisse erkennen. Aus dieser Erkenntnis kann
und wird der Wille zur Veränderung erwachsen.
Wir sind die Menschen, wir
alle. Wir brauchen den weltweiten Dialog und weltweites Zusammenwirken, um uns
auf der Erde einen würdigen und schönen Wohnsitz zu errichten.
Helfen wir uns selbst!
Frank Nöthlich